Umgang mit Ängsten (allgemein)

  • Ein interessantes und wichtiges Thema. Deshalb hier ein eigener Thread.


    Durch eine Diskussion im Junghundethread zum Thema Umgang mit Ängsten, habe ich mich mal ein wenig im Internet umgeschaut und bin über einen Artikel gestolpert, den ich auf den ersten Blick ganz gut fand (ich habe ihn noch nicht ganz durch).


    Von der Angst Ihres Hundes und dem Umgang damit - Knowwau
    Von der Angst und dem Umgang damit können nicht nur die Hunde, sondern auch wir Zweibeiner ein Lied singen, wir sind ja  nicht davor gefeit.
    www.knowwau.com


    Vielleicht habt ihr noch weitere Artikel oder könnt von Erfahrungen berichten.


    Zurimor vielleicht nochmal der Link den du eingestellt hast? (ich kann nicht themen übergreifend zitieren. 🙈)

    Erinnerungen sind kleine Sterne,

    die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten.

                                            (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Ein interessantes und wichtiges Thema. Deshalb hier ein eigener Thread.


    Durch eine Diskussion im Junghundethread zum Thema Umgang mit Ängsten, habe ich mich mal ein wenig im Internet umgeschaut und bin über einen Artikel gestolpert, den ich auf den ersten Blick ganz gut fand (ich habe ihn noch nicht ganz durch).


    https://www.knowwau.com/von-de…des-und-dem-umgang-damit/

    Der Artikel gefällt mir persönlich nicht besonders, er zielt m. M. nach zu sehr auf die Führungsqualitäten ab. Auch ein Mensch ohne sonderliche Führungsqualitäten kann ein gutes Desensibilisierungstraining hinkriegen.

    Man muss nur wissen, was man da tut und wie. Eine gute Vertrauensbasis zum Hund ist da sehr förderlich 🙂

  • Goody0815 Da Führungsqualitaten hier mit dem Verständnis für die Situation des einzelnen Hundes im Zusammenhang gebracht wird, empfinde ich das nicht als negativ.

    Aber ich bin deiner Meinung, was das Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Mensch betrifft.

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                                            (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Im Artikel geht es um Angsthunde, wenn ich das richtig verstehe. Im anderen Thread geht es - glaube ich - nicht um einen Angsthund. Das ist nochmal ein Unterschied.


    Wir mit unseren spanischen Hunden haben mit Ängsten der Hunde zu tun. Manche Ängste bleiben einfach auch - kommt halt darauf an, was der Hund früh mitbekommen hat und was die Mutter bereits mitbekommen hat. So blieb bei Lucky die Angst vor Stöcken, wenn man sie aufhob oder in der Hand hielt. Anglern hat er nie getraut - und selbst bei meinem Mann empfand er es bis zu seinem Lebensende schrecklich, wenn er angeln ging.

    Kimba hat 101 Ängste, z.B. vor Plastikflaschen, vor lauten Menschen, vor Schafen ... Manche Ängste verschwanden im Laufe der Zeit, andere blieben.


    George hatte anfangs auch viele Ängste. Zum Beispiel die Türschwellen-Angst. Er kann auch heute noch nicht normal eine Türschwelle übertreten. Er hechtet von drinnen nach draußen oder umgekehrt. Aber er duckt sich wenigstens nicht mehr.

    Er springt aber manchmal immer noch weg, wenn man die Hand zu schnell hebt oder zu schnell auf ihn zugeht. Manchmal, nicht mehr immer.


    Emma hatte anfangs große Angst vor Männern, obwohl sie noch so jung war. Nu konnte ich schlecht meinen Mann ausm Haus werfen, damit sie der Situation nicht mehr ausgesetzt ist :grinning_squinting_face: Sie musste sich wohl oder übel daran gewöhnen. Sie wurde aber nie bedrängt und konnte frei entscheiden, ob sie zu ihm ging oder nicht. Echtes Vertrauen hat sie dennoch erst nach ca. einem halben Jahr gefasst.


    Es ist nicht immer möglich, Situationen aus dem Weg zu gehen. Und wie bei George sind es Reaktionen von uns oder anderen Menschen, die wir schlecht abstellen können. Ich finde dann wichtig, dass der Hund immer die Möglichkeit zum Rückzug hat, nicht bedrängt wird.

  • Ich hab noch nicht alles gelesen - aber bei Uns ja ein großes Thema.

    Nur das "Flooding" ist in der Tat bei Tieten keine adäquate Möglichkeit !!

    Man kann beim Angsttraining immer nur bis zu dem Punkt gehen der für das Tier noch gut zu meistern ist .

    Bei Lottchen ist das in Sachen Auto der Moment wo das Auto angeht...und das an guten Tagen.

    An schlechten Tagen graust es sie bereits wenn ich das Auto öffne.

    An Super Tagen klappt der Weg ins Dorf.

    Da sind wir dann aber erst hingefahren - der Rückweg kann dann schon wieder zuviel sein.

    Sprich - wenn ich das Lottchen tatsächlich mit dem Auto bewegt habe, bete ich darum nicht vor Ablauf einer Woche mit ihr zum Tierarzt zu müssen.

    Die Tagesform spielt halt auch noch eine Rolle.

    Soweit erstmal..

    Gewöhnung würde vermutlich gehen wenn es sich "nur" um Übelkeit handelt.

    Bei generalisierter Angst - also die Angst vor der Angst - ist es echt schwer. ( oder ich bin zu blöd)

    Aktuell haben wir einen Versuch mit L-Theanin ausstehen. Die Kapseln in Lottchen's Dosierung müssen in der Apotheke gefertigt werden - mit etwas Glück können wir nächste Woche starten.

    Anfang September hab ich ein Webinar mit einer Verhaltenstierärztin gebucht.

    Ich hoffe auf weitere Tips.

    ....und sobald du die Antwort gefunden hast ,ändert das Leben die Frage.

  • Carlotta wie fährt Lottchen denn im Auto. Also, wie ist sie untergebracht. Könnte es helfen, wenn sie gut an eine Transportbox im Haus gewöhnt ist, und die dann ins Auto umzieht und ihr dort weiter trainiert?

    Und wenn ihr dann gezwungenermaßen das Auto nutzen müsst, um z. B. Zum Tierarzt zu kommen, sie aber nicht in dieser Box fährt um das Training nicht wieder einzureißen ehe sie entspannt in der Box mit dem Auto fahren kann?


    Nur so eine Idee. Vielleicht macht ihr das ja auch so. 🤔

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  • Kibu : Das haben wir ja bereits vor 1,5 Jahren angefangen.Sie hat 2 Boxen und einen Autositz. Hier Drinnen werden die auch benutzt und die Welt ist in Ordnung.

    Im Auto steigt sie freiwillig in ihre Box oder den Sitz ein. An guten Tagen!!

    Wir haben ihr ja auch schon ihre Kuschelhöhle in die Box gestellt - aber im Auto (wenn die Panik kommt ) ist jegliche Freund/ Feinderkennung aus.

    Sofadecke,Kopfkissen, Jacke - alles was sie gerne mag .Die Box ist ausgepolstert - das nix rutscht.Decke über die Box...macht alles keinen Unterschied.

    Leckerlis nimmt sie während der Fahrt - das ist interessant. Meine Interpretation- Übersprungshandlung.

    ....und sobald du die Antwort gefunden hast ,ändert das Leben die Frage.

  • Das mit dem Futter nehmen kenne ich von Lupus beim Tierarzt auch. Und da hat er definitiv Angst.


    Ja, ich ahnte schon, dass ihr etwas in dieser Richtung bereits gemacht habt oder bereits macht.

    Schade dass es nicht wirklich hilft.

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                                            (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Kibu : Also Box drinnen und darin Wohlfühlen bekommt sie mit Box im Auto nicht verknüpft. Entweder macht das die Panik ,man muss bei ihr aber auch an Deprivationsschäden denken.

    Dazu muss ich mich aber nochmal tiefergehend belesen.

    ....und sobald du die Antwort gefunden hast ,ändert das Leben die Frage.

  • Vielleicht ist es ja auch das Motorgeräusch, das ihre Panik verursacht. 🤔 Oder das Gefühl wenn sich das Auto bewegt?

    Wenn man den Auslöser wusste wäre es sicher leichter daran zu arbeiten.

    Ich drücke jedenfalls die Daumen Carlotta und bin gespannt was du weiterhin berichtest. 🍀🍀🍀

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  • Ich habe jetzt erst einmal Deprivationsschäden gegoogelt. Das kannte ich gar nicht.

    (Was bin ich so unwissend 🙈)

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  • Gewöhnung würde vermutlich gehen wenn es sich "nur" um Übelkeit handelt.

    Bei generalisierter Angst - also die Angst vor der Angst - ist es echt schwer.

    Immer ein bisschen schwierig, Menschen mit Tieren zu vergleichen und dennoch möchte ich dazu etwas sagen.

    Ich war selbst vor vielen Jahren betroffene einer generalisierten Angst. Das Meiden von Situationen machte alles schlimmer und die Angst (auch die vor der Angst) wurde größer und mächtiger. Letztlich konnte ich noch nicht einmal 5 Minuten mit meinem Hund spazieren gehen.

    Konfrontation war das Zauberwort. Aber eben kleinschrittig. In die Situation gehen und wieder raus. Wieder rein, wieder raus - immer ein Stückchen mehr und länger.

    Die einzige Angst, die mir davon geblieben ist, ist die, selbst hinterm Steuer zu sitzen. Einfach weil ich einmal eine Attacke beim Fahren bekam und damit könnte ich auch andere in Gefahr bringen. Ansonsten war es die Gewöhnung und sich in die angstbesetzten Situationen begeben, die daraus helfen. Das Meiden hilft keineswegs.

    Deshalb würde ich auch immer mit ängstlichen Hunden - und ebenfalls mit Angsthunden - in die Situationen gehen. Halt kleinschrittig und anfangs nur sehr sehr kurz. Und immer mit der Möglichkeit, direkt danach entspannen zu können .

  • So ist es ja auch okay ,für Dich.

    Nur den Hund immer ins Auto ( um bei dem Beispiel zu bleiben) zwingen und ihn ohne Chance sich dem zu entziehen ist fies.

    Wir tun soweit sie kann und wenn es wirklich unvermeidbar doch zu starten hat sie mit einigen Tagen Pause die Möglichkeit den Stress wieder abzubauen.

    Das hat uns zumindest soweit gebracht.

    ....und sobald du die Antwort gefunden hast ,ändert das Leben die Frage.

  • Mit Menschen im Wissen funktioniert das auch im gewissen Maße. Du tust es freilwillig weil du dir Verbesserung erhoffst und damit eine gewisse Eigenmotivation mitbringst. Und genau das funktioiert eben beim Hund nicht

    -Glück ist nur echt, wenn man es teilt-

    Alexander Supertramp

  • Noch zu Fiona01 mit Abstand und Keks (den sie auch nimmt) würde ich nicht von Flooding reden. Klar , kommt auf den Abstand an, inwiefern es überfordert, aber der Keks ist ja schon ein Versuch der Gegenkonditionierung.

    Grobe Regel:

    Funktioniert der Keks nicht mehr, ist der Abstand zu gering.

    Die Gegenkonditionierung dabei finde ich übrigens (hier) unverzichtbar. Wobei ich mehrere Kekse geben würde- komplette Situation durchkeksen, und die Dauer langsam steigern, anfangs nur kurz, evtl. auch in Bewegung bleiben (aber Radius einhalten).

    Die Umverknüpfung ist bei uns z.B. elementar, deshalb die positiven Reize. Je nach Reiz Keks oder Spiel. Nur durch vermehrte abstandskontrollierte Exposition lässt sich nämlich oft keine Reizabschwächung feststellen. Das kann sogar auf das Gegenteil hinauslaufen und in gesteigerter Erwartungshaltung und vorsorglicher Anspannung zu noch mehr Stress führen, deshalb AKTIV positive Reize setzen um Reize abzuschwächen. Kann sein, dass bei einem anderen Hund auch nur Gewöhnung reicht, bei uns braucht es Umgewöhnung, jedes Negativereignis brennt sich hier nämlich sehr tief ein.

    Mit Gegenkonditionierung kann man bei einem hocherregten Hund tatsächlich überhaupt nichts falsch machen. Man muss nur gucken, dass der Abstand reicht, damit sie noch erreicht.



    Und zu Führungsqualität:

    Das ist ja leider so ein von diversen Leuten belasteter Begriff.

    Da wird vermittelt , dass es dabei darum ginge, den Hund zu kontrollieren. Das halte ich auch für den falschen Ansatz. Würde auch voll nach hinten losgehen, bzw. gar nicht.

    Was ich aber schon glaube ist, dass man dem Hund vermitteln muss, dass man eine Lösung hat und einer Situation (!) nicht machtlos gegenübersteht. Also dass man die Situation gecheckt hat und signalisiert, wie damit umzugehen ist.

    Das heisst auch, dass man u.U. signalisiern muss, dass man den Auslöser steuern kann. Also wenn zwei sich anschreien, deeskalierende Bemerkung und sie hören auf z.B. - das verschafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Und diese beiden Elemente brauchen insbesondere Hunde, die ein Situation auch alleine regeln würden- so erst kann Teamwork entstehen.

    Auslöser einfach ignorieren und zu meinen, man muss sie nur oft genug wiederholen, klappt nicht, vertieft das Problem eher

  • Das beste, was Tuuli passieren konnte war:


    Grau ist alle Theorie. Im übrigen gibts natürlich Mittel und Ansätze, die individuell helfen können, etwa Tellington Touch oder Thundershirts, Pheromone usw. Vor allem aber Geduld und auch die Akzeptanz von Grenzen des Möglichen.


    so weit

    Maico

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